Aus 15 Grundmodulen, vertauschbare Leinwände frei nach dem Lego- oder Memory-Prinzip, baut Bauer flexible Bilderketten auf. Bis zu 100 Varianten sind möglich, je nachdem, ob er einzelne Bilder zu zwei-, drei- oder gar zehnteiligen Folgen kombiniert. Jede Bildfläche ist so komponiert, dass die Kombination eines Grundmoduls mit anderen ein neues Bild mit neuer Bedeutung kreiert. So flexibel hat man Kunst noch nie gesehen, eine freie Erzählung in nonlinearer Dramaturgie, voller Gedankensprünge und offen für freie Assoziation, ohne dass der Bildinhalt ins Beliebige abdriftet. Denn Bauer weiß, welche Motive er kombiniert. Es sind solche, die ihn anspringen. Dynamische urbane Motive aus dem Internet, Gesichter, Tier- und Figurfragmente. Keine fertigen Ideen vermalt er, sondern einen multimedialen Stil- und Motivmix, frei zusammengestellt aus dem Supermarkt postmoderner Möglichkeiten. Ebenso frei ist die Malweise: expressiv, grafisch linear, plastisch und kubisch, je nachdem, wie sich Architekturen mit Maschinen, Schlangenköpfe und anthropomorphe Formen vermischen. Medusen der griechische Mythologie tauchen auf, Mangas und europäische Malerei. Das alles ist hier kein Widerspruch, sondern ein spannungsreiches Gemisch aus einem dynamischen Ideenpool.
In der Wirtschaft hat man das Prinzip flexibler Einheiten schon seit langem entdeckt. Doch während es in der Warenproduktion der beschleunigten Umsatzsteigerung dient, ist es in Bauers Kunst umgekehrt. Je mehr Module er baut, desto langsamer funktioniert die Malerei, da die Komposition ausgefeilt und durchdacht sein will. Denn sonst klemmt das Konzept und eine flexibles Bild verliert sich in Sinnlosigkeit.
Autor: Christiane Dressler, www.ruhrkunst.com, @2012